Es ist Sonntagabend. Eigentlich erscheint mein neuer Artikel am Samstagmorgen. Nur: Mir fiel absolut nichts ein. Und: Es war mir egal. Was hab ich mich früher immer selbst unter Druck gesetzt, an dem einen Tag meinem eigenen Anspruch zu genügen, einen Artikel zu veröffentlichen!
Heute weiß ich, dass alle Ansprüche hausgemacht sind. Meine eigenen Ideen, über die ich mich identifiziere und meinen Wohnberechtigungsschein in dieser Inkarnation begründen. Niemand hat mir jemals die Pistole auf die Brust gesetzt, auch wenn ich das so empfunden haben mag. Und zwar in allen Lebensbereichen. „Ich muss …“ war mein Mantra. Und ich fand immer genügend Gelegenheiten, denen ich mich verpflichtet fühlte.
Anja von inspirisiert.de hat einen wunderbaren Artikel dazu geschrieben: Bist du süchtig nach Problemen? Ich gebe zu, beim Lesen musste ich nicken. Aber auch schmunzeln, denn ich fühlte mich ertappt. Und mir kam der Gedanke, dass ich mich immer gebraucht und wertvoll fühlen wollte, indem ich die Verantwortung für jeden Scheiß übernahm. Ist so. Ist mit Sicherheit auch eine Erziehungsfolge. Irgendwas war immer, über das man sich sorgen konnte. Nichts riesiges, aber immerhin. Ich hab das einfach übernommen. Über irgendwas musste ich einfach grübeln und es ums Verrecken lösen wollen.
Und wenn mal nichts da ist, über das man sich Gedanken machen müsste, sucht man sich welche. Im Laufe der Jahre ist das ein nicht immer lustiges, aber dennoch gern gespieltes Gesellschaftsspiel geworden.
Auf der Suche nach einem erfolgreichen, erfüllten und glücklichen Leben kramte ich nun alles hervor, was in den Katakomben meiner Geschichte verborgen war. Irgendwo musste die Leiche ja liegen, die mir den Weg zur Freiheit versperrte. Was mir aber wirklich im Weg war, war die Suche selbst. Und im Versuch, die ultimative Lösungsstrategie zu finden, hab ich mir den Druck aufgebaut, dem ich eigentlich entgehen wollte.
Seit einiger Zeit konnte ich es dann einfach nicht mehr hören oder lesen. Dass ich nur dies und das machen müsste, und die himmlischen Schleusen würden sich endgültig auch für mich öffnen und mir Geld, Kunden, Freiheit und Leichtigkeit verschaffen. Ich hatte mehr und mehr das Gefühl, dass es das gleiche Strickmuster ist, das uns früher vorgegeben wurde: Die richtige Ausbildung, der richtige Partner, die Karriereleiter und alles fließt.
Und ich habe festgestellt, dass ich damit nicht allein bin. Immer mehr, und vor allem überraschenderweise auch die, von denen man dachte, dass sie es drauf und gefunden haben, begannen, an sich zu zweifeln. Kamen auch nicht vom Fleck. Schwenkten plötzlich in eine ganz andere Richtung. Die endgültige Bestätigung, dass da was falsch läuft, fand ich dann in Elisa Grokas Artikel und Podcast. Sie bringt es so auf den Punkt, einfach herrlich!
Was uns fehlt, ist schlichtweg der Spaß am Leben. Den hatte ich tatsächlich verloren. Und ich hatte einfach keinen Bock mehr darauf. Ich wollte nicht mehr überlegen, was DAS EINE DING für mich ist. Welche Zielgruppe ich habe, wie ich Umsätze generieren kann und den anderen eine lange Nase drehe.
Ich war einfach zu fixiert auf die eine Antwort.
Nur bin ich nicht einseitig. Ich weiß, dass ich ein Chaot bin, der heute das und morgen das macht und eigentlich Spaß an dieser Vielfältigkeit hat. Ich möchte mich nicht entscheiden müssen. Das hat noch nie hingehauen.
Und dann hatte mich Anfang der Woche eine Erkältung erwischt, die sich gewaschen hat. Und ich habe etwas ganz anderes als sonst gemacht. Ich habe nachgegeben. Ich habe die nächsten Tage einfach so vorbeiziehen lassen. Wenn ich müde war, hab ich geschlafen. Ich habe mich nicht geärgert, dass ich nicht fit bin, sondern ich fand es genau so richtig. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, was das jetzt für eine Ursache sein könnte. Ich habe nur darauf vertraut, dass mein Körper schon wissen wird, was er tut. Wenn er was rausschmeißen und loslassen will, soll er. Ich hindere ihn nicht. Mach mal …
Abends hab ich mich einfach ins Bett gelegt, entspannende Filme geschaut und mir Wolle und Häkelnadeln geschnappt. Und alles andere war mir scheißegal.
Gott, was war das entspannend! Und nach ein paar Tagen kam plötzlich wieder das Interesse hoch. Ich wollte wieder etwas tun. Einfach so aus mir heraus. Ich habe einen Tag lang Ideen gesammelt und merkte, wie die Vorfreude wieder hochkommt. Und am nächsten Morgen habe ich schon gleich nach dem ersten Kaffee losgelegt und einfach ein paar kreative Dinge ausprobiert. Ohne Ziel. Einfach, weil ich es ausprobieren wollte.
Und plötzlich purzelte eine Idee nach der anderen und ich wusste, dass alles von allein kommt, wenn ich verdammt noch mal mir nicht immer selbst im Weg stehe.
Ich mache aus dieser Erfahrung jetzt keinen 5-Schritte-Plan für dich. Mir war einfach danach, dir von den letzten Tagen zu erzählen. Wenn du etwas daraus mitnehmen kannst oder vielleicht eine ähnliche Erfahrung gemacht hast, sind wir schon zu zweit.
Ich werde auf jeden Fall erst einmal so weitermachen. Wenn ich den Drang verspüre, aktiv zu werden, dann lege ich los. Und wenn ich mich faul ins Bett legen und Filme schauen will, dann ist es genau das, was sein muss.
Also, bleibt locker!
Sybille
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